Blaudes
Die Projektreihe „Blaudes on Tour“ steht für Jugendkulturarbeit: Am Beispiel der Ausgrenzung von Sinti und Roma wird kreativ mit Medien gegen Rassismus gearbeitet. Sehr oft wird die Gruppe der Deutschen Sinti und Roma nicht erwähnt, wenn über die Opfer des Nationalsozialismus berichtet wird. Die TanzMedia Projekte „Blaudes on Tour“ wollen ohne Worte, allein durch die Bewegung, durch den Körperausdruck den Themenkomplex „Diskriminierung, Vorurteile, Meinungsfreiheit, Zivilcourage“ für Jugendliche erlebbar machen. Das Ergebnis ist ein Video oder eine Performance, Dokumente eines Prozesses, der mit Jugendlichen in Bewegung gekommen ist und durch die Projektarbeit nachhaltig in Bewegung bleiben soll. Videotanz ist eine neue Kunstform; TanzMedia als die pädagogische Umsetzungsform ein medienpädagogisches Novum. Die Jugendlichen erarbeiten in Tanz- und Videoeinheiten, welche Gefühle und Erfahrungen sie in der Begegnung mit anderen Kulturen sowie bei der Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen und Quellen erleben und übersetzen diese in ihre eigene Bild- und Körpersprache mit Hilfe von Methoden der ästhetischen Medienerziehung und erlebnispädagogischen Übungen. Die Projektergebnisse werden in adäquaten Kontexten öffentlich präsentiert. Publikum, Experten und Presse sind beindruckt von der tiefen, authentischen Auseinandersetzung mit den schwierigen und identitätsbildenden Themenfeldern. Folgeprojekte seit dem Pilotprojekt 2012 stärken den nachhaltigen Ansatz der Projektreihe.
Blaudes-Geschichten
Jugendliche erzählen in bewegten Kurzfilmen ihre Sichtweisen zum Thema Ausgrenzung früher / heute.
Das Kooperationsprojekt „Blaudes Geschichten“ bewegt die Klasse 9 der Wonnegauschule Osthofen zu kreativen Höchstleistungen, vermittelt Medienkompetenz und gibt den Jugendlichen prägende Eindrücke mit auf den Weg. Das neue Produkt aus der Projektreihe „Blaudes – Tanzen + Filmen gegen Rassismus“ mit dem ganzheitlichen Medienkonzept TanzMedia von medien+bildung.com feierte am 18.2.2016 Premiere. Gäste und Mitwirkende gedenken somit der Opfer des Nationalsozialismus auf moderne, digitale und jugendliche Art: Kurzgeschichten mit dem Tablet, Onlinepräsenz über Facebook und Youtube.
Drei bewegende, völlig unterschiedliche Trailerfilme sind mit der App "iMovie" entstanden: „Jeder kann Opfer und Täter sein“; „Genießt die Freiheit“; „Rassismus gibt´s noch immer - Jeder kann was tun.“... So ungefähr die Botschaften der Minifilme, produziert mit Tablets. In 5 Tagen lernten die Förderschüler/innen der 9. Klasse wie man Gefühle, Gedanken und Meinungen in bewegte und bewegende Bilder umsetzt. Inputs aus der Ausstellung der Gedenkstätte, von Angehörigen von Ausschwitzüberlebenden und viele ganzheitliche Methoden bildeten das passende Konzept, um den Schüler/innen Kreativität zu entlocken. Das Konzept den Teilnehmer/innen mit tänzerischen Übungen einen emotionalen Zugang zu diesem schweren und dunklen Thema zu ermöglichen, ging voll auf. Noch in der gewohnten Schulumgebung entwickelten die zehn Jungs und vier Mädchen schon am ersten Tag kurze Tanzszenen zu den Begriffen wie Widerstand, Hass oder Freunde. Seinen Körper sprechen lehren war eine ganzheitliche Erfahrung und machte die Gruppe offener und sensibler gegenüber den Wahrnehmungen der Einzelnen. Weitere Teamübungen stärkten die Klasse, gemeinsam die Herausforderungen in diesem außergewöhnlichen Projekt zu schaffen. Denn über normale Schulzeiten hinaus und über gewohnte Konzentrationsschwächen hinweg vertieften sich die Jugendlichen ins Thema: Vertreibung von Familien in der NS-Zeit.
Die nächsten Tage wurde die KZ-Gedenkstätte zum außerschulischen Lern- und Erlebnisort: Die Historikerin Kerstin Hetzel und Helene Gomse vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma fütterten sie mit Informationen über die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus und deren Auswirkungen auf Kinder und ihre Familien. Tief erschüttert und bewegt lauschte die Klasse den Angehörigen von Ausschwitzüberlebenden: Familie Braun bedankte sich für das ehrliche Interesse und machte Mut, für die Zukunft daraus zu lernen ohne Hass und mit Toleranz für unterschiedliche Kulturen. Am vierten Projekttag galt es diese Eindrücke in Filmszenen zu transportieren.
Ein Gefühl mit dem Körper auszudrücken ist eine Sache, es vor der und für die Kamera zu inszenieren eine weitere Herausforderung. Bildgestaltung ist hoch komplex und abstrakt, mit spielerischen Bewegungsübungen vor der Videokamera konnten die Schüler/innen mit dem eigenen Körper begreifen, wie es z. B. wirkt ein trauriges Gesicht nah vor der Kamera zu bewegen oder wenn eine hektische Verfolgergruppe im Hintergrund für Aufmerksamkeit und Aktion sorgt. Videotanz eignet sich bestens in kurzer Zeit Lerneffekte mit Spaßfaktor zu erzielen. Nach Fotoübungen mit dem iPad zu weiteren Begriffen aus dem Brainstorming mit den Teilnehmer/innen endete der Tag dann in gemeinsamer Sichtung und Reflexion der ersten Ergebnisse. Jede/r Schüler/in konnte seine persönlichen Eindrücke vom Tag in sein zugewiesenes Tablet eintragen in Form eines eBooks mit Text, Bildern, Sounds oder Videos. Dank der finanziellen Unterstützung von „Mainz 05 hilft“ e.V. und der Globus-Stiftung hatte jede/r Teilnehmer/in ein iPad, da ein Klassensatz angeschafft werden konnte.
Am letzten Projekttag galt es alle Hinweise, das Bewegungsmaterial und eigene Gedanken und Gefühle in bewegende Szenen zu übertragen. Mit der App „iMovie“ und deren Trailerfunktion kann ein vorgefertigtes Layout mit bestimmtem Musikstil kreativ verändert werden: Texte dienen als Titel und Zwischentitel und führen den Zuschauer durch den Film. Bilder und Filmszenen müssen passend dazu aufgenommen und eingesetzt werden. Drei Teams haben am Vormittag das Drehbuch selbst entwickelt und die filmische Gestaltung in Kleingruppen eigenständig umgesetzt. Die Ergebnisse sind beeindruckend und zeugen von großer Teamleistung.
Alle Kooperationspartner, die Wonnegauschule, der Landesverband Deutscher Sinti und Roma, die Gedenkstätte KZ Osthofen und medien+bildung.com präsentierten stolz die Ergebnisse von "Blaudes Greschichten" am 18. Februar 2016 in der Aula der Wonnegauschule.