Digitale Zivilcourage? - Medienbildung für Fairness, Toleranz und Demokratie - Fachtagung 7. Juni 2018 Berlin
In den vergangenen Jahren haben sich in Europa und weltweit neue Formen von Ausgrenzung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Intoleranz entwickelt. In einer Reihe europäischer Staaten sind extremistische Bewegungen und populistische Parteien entstanden, die in Wirtschaftskrisen und sozialer Unsicherheit vieler Bürgerinnen und Bürger einen fruchtbaren Boden gefunden haben. Mit einer starken Präsenz in den Online-Medien erreicht diese propagandistische Offensive eine hohe Wirkung insbesondere bei jungen Menschen. Wie kann und soll eine demokratische Gesellschaft auf diese Entwicklungen reagieren? Brauchen wir eine digitale Zivilcourage jedes Einzelnen, um Fairness, Toleranz und Demokratie zu schützen? Wie könnte eine Medienaufsicht für die digitale Welt aussehen? Darüber diskutierten am 7. Juni 2018 80 europäische Expertinnen und Experten auf Einladung der Landesvertretung Rheinland-Pfalz und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) [seit 2021: Medienanstalt RLP] Rheinland-Pfalz in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin.
„In der analogen Welt gibt es das Wort Zivilcourage. Genau das braucht es auch im Netz: Digitalcourage. Denn das Internet gehört uns allen. Hass, Feindseligkeiten und Lügen müssen wir selbstbewusst widersprechen und gegenhalten. MEET ist hier der richtige Ansatz, um Jugendlichen in ganz Europa zu vermitteln, wie sie Propaganda und Diskriminierung im Netz durchschauen und wie sie darauf reagieren können. Ich unterstütze daher gerne das Projekt und die Arbeit der Landeszentrale für Medien und Kommunikation. Die Fachtagung schafft einen öffentlichen Reflexionsraum, um zu diskutieren, wie Demokratie im Netz stattfinden kann“, so die Bevollmächtigte beim Bund und in Europa, für Medien und Digitales des Landes Rheinland-Pfalz, Frau Staatssekretärin Heike Raab.
„Bildung ist die beste Investition in unsere Demokratie“, betonte LMK-Direktor Dr. Marc Jan Eumann. „Medienerziehung und Medienbildung sind deshalb entscheidend, um die Chancen des Netzes für unsere Demokratie zu nutzen. Deshalb ist es wichtig, kritische Medienbildung mit politischem und interkulturellem Lernen noch besser zu verknüpfen.“
Bei der Veranstaltung präsentierte klicksafe die Broschüre „Rechtsextremismus hat viele Gesichter: Wie man Rechtsextreme im Netz erkennt – und was man gegen Hass tun kann?“, deren Themenschwerpunkte sich vom Vermitteln von Grundwerten menschlichen Zusammenlebens bis hin zu klaren Gegenstrategien erstreckt.
Die Tochtergesellschaft der LMK medien+bildung.com stellte Konzepte zu interkulturellem Lernen und zu Medienbildung für Toleranz und Fairness vor, die im ErasmusPlus-Projekt „MEET“ – Media Education for Equity and Tolerance“ erarbeitet wurden. Als einer der fünf Partner im MEET Projekt ging auch medien+bildung.com der Frage nach, wie Jugendliche aus sogenannten bildungsbenachteiligten Milieus die Mechanismen von Diskriminierung und Propaganda durchschauen. Jugendliche und Lehrkräfte wurden in einem anwendungsbezogenen „action-research“-Forschungsprozess einbezogen, um Methoden der interkulturellen Medienbildung gemeinsam weiterzuentwickeln.
Die vorgestellten Projekte und mehr wurden abschließend in dem Roundtable Gespräch „Wie lernt man eigentlich Demokratie?“ unter Moderation der taz-Redakteurin und Vertreterin der Neuen Deutschen Medienmacher Ebru Tasdemir diskutiert, an dem die Berliner Staatssekretärin für Bürgerliches Engagement und Internationales Sawsan Chebli, die Politische Referentin der Türkischen Gemeinde in Deutschland Lena Graser, der Geschäftsführer von ufuq e.V. Götz Nordbruch sowie der slowenische MEET-Projektpartner Dr. Iztok Sori vom Mirovni Friedensinstitut in Ljubljana teilnahmen.