“Echt oder Fake?!”

Das Konzept “Echt oder Fake?!” zielt darauf ab, Jugendliche in die Lage zu versetzen, die von ihnen rezipierten Scripted Reality Formate kritisch zu betrachten und deren Realitätsgehalt beurteilen zu können.

Dazu untersuchen und hinterfragen sie ihr eigenes Fernsehverhalten, sichten verschiedene Formate, die sie zum Teil kennen, hinterfragen, was sie oder andere Zuschauer an den Sendungen fasziniert oder faszinieren könnte, warum es Spaß macht, zuzusehen. Sie erarbeiten deren spezifische Merkmale, bewerten sie anhand verschiedener Kriterien wie Produktionsbedingungen und Wirkung auf Zuschauer. Zur Bewertung anhand der Produktionsbedingungen werden Fernsehdokumentationen über Protagonisten und Formate gesichtet und diskutiert. Hier geht es auch um die medienethische Frage: Was darf Fernsehen?

Im Hauptteil des Projektes gestalten die Schüler/innen schließlich selbst ein eigenes Video. Durch die eigene Videoproduktion vertiefen sie das Gelernte und trainieren Teamfähigkeit und weitere soziale Kompetenzen. Das Konzept ist ursprünglich auf einen Projektzeitraum von 4 oder 5 Tagen angelegt. Es kann bei Bedarf verkürzt werden. Dann wird kein Video erstellt, sonden das Konzept nur bis zur Storyentwicklung durchgeführt. Es kann an verschiedene Schulformen und Altersklassen angepasst werden. Derzeit werden Möglichkeiten erprobt, das Konzept “Echt oder Fake?” an den Fachunterricht anzubinden.

Zur Durchführung der Video-Einheit ist medienpädagogische Vorerfahrung im Bereich Videoarbeit notwendig. Verzichtet man auf den praktischen Video-Teil, ist das Konzept von jeder Lehrkraft durchführbar. Kenntnis von Scripted Reality Formaten sollte allerdings bestehen. 

Beispiel: Das Mädcheninternat

Christian Gottas hat das Konzept “Echt oder Fake?!” mit 17 Schüler/innen der Jahrgangsstufen 7 und 8 eines Gymnasiums in Mainz umgesetzt. Zur Hälfte verfügen die Schüler/innen über Vorerfahrungen im Umgang mit Videokameras und Schauspielerei vor der Kamera. Die zur Verfügung stehende AG-Zeit beträgt 90 Minuten. Das Projekt begann im Dezember 2013, war auf 10 Einheiten angelegt, wurde jedoch verlängert, weil die Gruppe das Projekt ausbauen wollte.

Der Einstieg bestand aus einem Brainstorming mit verschiedenen Tafelbildern, unter anderem zur Unterscheidung von SR-Formaten und zu deren Alleinstellungsmerkmalen sowie zur Analyse der filmischen Stilmittel. In einer Ideenphase wurden mit Hilfe einer Mindmap Orte und Rollen gesammelt: das Mädcheninternat / die Schulcliquen / die Schulermittler. Im nächsten Schritt wurden daraus Storyelemente bzw. Handlungsstränge entwickelt: Teenagerschwangerschaft - Alkohol und Drogen - Cliquen und Mobbing - heimliche Liebschaften - Liebeskummer - Suizidversuch - Dorfdisco. Anhand der Storyelemente haben sich die Schüler/innen Charaktere erdacht, die sie gerne spielen würden. Die Charakterentwicklung fand mittels Arbeitsblatt statt. In einem weiteren Schritt wurden verschiedene Plots für die einzelnen Handlungsstränge entwickelt, im Anschluss wurde gedreht. Ziel war es drei bis vier Sendungen mit etwa acht Minuten Spielzeit zu entwickeln.


Ansprechpartner/in Christian Kleinhanß 0621-5202282 kleinhanss@medienundbildung.com